Im äußersten Norden der Insel Teneriffa, wo das Anagagebirge bis etwa 1.000 Meter in die Höhe reicht, liegt abseits touristischer Pfade mit Chinamada das schönste, teilweise noch bewohnte Höhlendorf Tenneriffas.
Wer es besuchen möchte, dem bieten sich mindestens zwei Möglichkeiten. Zum einen führt seit Beginn der 1990er Jahre eine asphaltierte Straße vom Dorf Las Mercedes über Las Carboneras in das auf etwa 500 Meter Höhe liegende Dorf. Wesentlich anstrengender, dafür jedoch auch erlebnisreicher ist der mehrere Stunden in Anspruch nehmende Aufstieg auf einem der bekanntesten Wanderwege der Insel, der vom Küstenort Punta de Hidalgo aus in das Gebirge führt.
Ein an die Ureinwohner Teneriffas erinnerndes Relikt
Bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts war die Insel von ihren Ureinwohnern, den Guanches bewohnt. Sie führten ihr von Ackerbau und Viehzucht bestimmtes Leben in einer an die Steinzeit erinnernden Kultur. Ein Teil von ihnen lebte so auch in Höhlen, die teilweise mit primitiven Mitteln erweitert wurden.
Die Vorfahren der heutigen Bewohner von Chinamanda griffen diese Tradition auf und schlugen in mühevoller Handarbeit ihre Wohnungen aus dem felsigen Gestein. So fanden sie Zuflucht von dem hier herrschenden rauen Wettererscheinungen in nahezu totaler Abgeschiedenheit im Inneren des Berges.
Spazieren über die Dächer bewohnter Häuser
Für den Empfang der Besucher des nicht alltäglichen Bergdorfes steht das lkeine, in den Fels gehauenes Rasthaus La Cueva bereit. Hier erhält der Gast beim Genuss kanarischer Speisen Gelegenheit, sich ein erstes Bild von dieser aufwendigen Bauart zu machen. Ein Rundgang durch beziehungsweise auch über das Dorf führt sowohl zu inzwischen verlassenen Höhlenhäusern als auch zu den noch bewohnten. Heute lebt in ihnen nur noch ein gutes Dutzend Menschen, die hier ihr eher karges und raues Leben führen.
Die verlassenen Häuser bieten Gelegenheit, hinter die Fassaden der weiß oder bunt gestrichenen Türen und Fenster zu blicken und staunend die felsigen Wände der Wohnungen zu betrachten.
Dabei führt der Spaziergang durch das Dorf auch über das eine oder andere „Dach“ eines Hauses, das meist erst an der Satellitenschüssel oder einigen Sonnenkollektoren zu erkennen ist. Beim Gang zu den Höhlenhäusern sollte es der Besucher nicht versäumen, die an einigen Stellen befindlichen Aussichtspunkte zu nutzen, um die sich bietende grandiose Aussicht zu genießen.
Die Zeit bleibt nicht stehen
Nicht nur die asphaltierte Straße und der Parkplatz belegen, dass die Zeit vor dem Höhlendorf Chinamada nicht ganz stehen geblieben ist. So wurde 1992 eine kleine Kapelle errichtet. Seit wenigen Jahren können die verbliebenen Bewohner durch den Anschluss an das Stromnetz jetzt auch die Möglichkeiten des technischen Zeitalters besser nutzen.
Vielleicht führt das mit dazu, dass bald wieder mehr Bewohner des Bergdorfes in ihren mit bunten Geranien geschmückten Vorgärtchen sitzen werden, um den staunenden Touristen freundlich Auskunft über ihr so ganz anderes Leben geben zu können.
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